Vertrauen in der aktuellen Medienkommunikation über Migration nach Deutschland. Eine diskurslinguistische Untersuch (Natalia Filatkina, Martin Wengeler & Milena Belosevic)

Prof. Dr. Natalia Filatkina, Prof. Dr. Martin Wengeler, unter Mitarbeit von Milena Belošević

Seit den Jahren 2013/14 ist der Migrationsdiskurs wieder in den Mittelpunkt öffentlich-politischer Auseinandersetzungen gerückt. Die Aufnahme vieler geflüchteter Menschen hat gesellschaftspolitisch erheblich polarisiert. Soziales Engagement und die spontane Hilfsbereitschaft vieler Menschen zeugen dabei von Vertrauen in die gemeinsame Zukunft mit Geflüchteten; massive Distanz und teilweise auch aggressive Ablehnung der Geflüchteten nähren rechtspopulistische Bewegungen, bringen die gerade der jüngeren Zeitgeschichte zugewiesenen Attribute „unruhige Zeiten“, „Gesellschaften der Angst“, „Kultur des Verdrusses“ hervor und sorgen für hochaktuelle Diskussionen über Vertrauensverluste der bundesdeutschen Bevölkerung gegenüber dem Staat und der Politik. Die Debatten um Migrationsbewegungen nach Europa haben auch innereuropäische Verständigung und Vertrauenskonstellationen einer Belastungsprobe ausgesetzt. Das Projekt setzt sich zum Ziel, 1) die sprachlichen Muster der Vertrauensgenerierung und ‑erosion in der massenmedialen Diskussion über aktuelle Migrationsprozesse nach Deutschland im Zeitraum von 2013 bis 2017 aufzuzeigen, ihre Funktionen und die für gesellschaftliche Vertrauensgenerierung und Vertrauenserosion verantwortlichen Akteure mit einer Kombination verschiedener linguistischer Analyseverfahren zu beschreiben; 2) die im Entstehen begriffene linguistische Vertrauensforschung voranzutreiben und in das Gefüge der Fächer mit einer deutlich längeren Tradition der Forschung zu Vertrauen zu integrieren sowie 3) auf den gestiegenen Bedarf an wissenschaftlicher Expertise im Umgang mit Migration bei Vertreterinnen und Vertretern von Politik, Verwaltung und Medien zu reagieren und sie auf die Besonderheiten der sprachlichen Konstruktion von Vertrauen in öffentlichen Diskussionen über Migration aufmerksam zu machen.

 

Konferenzbeiträge und Publikationen:

Belosevic, Milena. 2922. Vertrauen und Misstrauen in der Flüchtlingsdebatte 2015–2017. Eine diskurslinguistische Untersuchung von Argumentationsmustern. Sprache-Politik-Gesellschaft. Vol 29. Hamburg: Buske.

Filatkina, Natalia. 2019. Der Anfang vom Ende Europas. Die Sprache der Verschwörungen im Migrationsdiskurs. In: Aptum 14/2018, 196–220.

Filatkina, Natalia. 2017. Responsible and irresponsible ways to talk about migration in German mass media. Vortrag, Panel „Responsibility, migration, and integration“ auf der Tagung der International Pragmatics Association (IPrA), 20.07.2017, University of Belfast, Nordirland.

Filatkina, Natalia. 2016. Darumb kam eine seer grosse furcht vnd schrecken in das Volck. angest vs. vorhte – Martin Luther als Wendepunkt? In: Bartsch, Nina u.a. (Hg.): PerspektivWechsel oder: Die Wiederentdeckung der Philologie. Berlin, Bd. 2, 67–89.

Filatkina, Natalia. 2015. Diskurshistorische Analysen des Begriffs Zukunftsangst anhand des Spiegel-online- Archivs. In: Sprachwissenschaft 1/40, 73–126.

Wengeler, Martin. 2019. „Im Moment haben die Vertreter der Angstrhetorik die Lufthoheit“. Diskurslinguistische Untersuchungen zur Konstruktion von Zukunftsangst und Vertrauen in deutschen Printmedien. In: Smailagic, Vedad (Hg.): Die Leistung der Philologie bei der Deutung der Kultur(en). Tübingen, 95–112.

Wengeler, Martin. 2017. Zukunftsangst ist die eigentliche Leitkultur der Deutschen‘. Diskurslinguistische Untersuchungen zur Konstruktion von Zukunftsangst und Vertrauen in den Medien. Vortrag, Internationale Tagung in interkultureller Philologie „Die Leistung der Philologie bei der Deutung der Kultur(en)“, Sarajevo, Bosnien und Herzegowina.

Wengeler, Martin. 2013. Historische Diskurssemantik als Analyse von Argumentationstopoi. In: Busse, D. (Hg.): Linguistische Diskursanalyse: neue Perspektiven. Wiesbaden, 189–215.

Wengeler, Martin 2003: Topos und Diskurs. Begründung einer argumentationsanalytischen Methode und ihre Anwendung auf den Migrationsdiskurs (1960–1985). Tübingen.

Wengeler, Martin u. a. (Hg.) (2013): Sprachliche Konstruktionen von Krisen. Interdisziplinäre Perspektiven auf ein fortwährend aktuelles Phänomen. Bremen.

Belošević, Milena (2022). Vertrauen und Misstrauen in der Flüchtlingsdebatte 2015–2017. Eine diskurslinguistische Untersuchung von Argumentationsmustern. Sprache-Politik-Gesellschaft. Vol 29. Hamburg: Buske.

Belošević, Milena (eingereicht) Die Stimmung (kippt nicht von allein). Angstkonstruktion in der Flüchtlingsdebatte in: Natalia Filatkina & Franziska Bergmann (Hg.): Angst. Manifestation und Konstruktion einer Emotion. Berlin.

Belošević, Milena. (2018): “Unsicherheit und Angst haben zugenommen”. Zur öffentlichen Konstruktion von Angst und Misstrauen im Migrationsdiskurs der letzten Jahre, Vortrag. Tagung des Forschungsnetzwerks Sprache und Wissen „Sprache und Angst”, Heidelberg (zusammen mit Martin Wengeler)

Belošević, Milena. (2018):  Sprachliche Konstruktion von Angst und Misstrauen in der Flüchtlingsdebatte 2015–2017, Vortrag. Workshop „Interdisziplinäre Perspektiven auf Angst”, Universität Trier.

Belošević, Milena. (2017): Sprachliche Konstruktion von Vertrauen im Flüchtlingsdiskurs. Vortrag. GAL-DoktorandInnen-Research-School “Forschungsmethoden der Politolinguistik” RWTH Aachen.