Call for Papers
Zur Geschichte von Textsorten
Textmuster vom 8. bis zum 18. Jahrhundert
15.–17.06.2023, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Sprachliche Muster zeigen sich in Texten auf unterschiedliche und vielfältige Weise, um Texte in Traditionen einzuordnen, Anfänge und Schlüsse, aber auch Absätze, Abschnitte und einzelne Aussagen zu markieren. Solche mehr oder weniger verfestigten Strukturen in Schriftzeugnissen vom Althochdeutschen bis zum frühen Neuhochdeutschen sollen im Zentrum der internationalen Tagung „Textmuster vom 8. bis zum 18. Jahrhundert“ stehen. Ein Ziel kann es sein, darzulegen, was ‚Textmuster‘ in Abgrenzung oder als Teil von ‚Textsorten‘ zu unterschiedlichen Zeiten ausmacht (Konstanz, Varianz und Wandel etwa bei Rezepten, Briefen und Predigten; vgl. dazu z. B. Glaser 1996, Wich-Reif 2019 bzw. Habermann 2012), aber auch, wie sich Textmuster aus historischer Perspektive charakterisieren lassen. Grundlegend könnte die auf der Basis gegenwartssprachlicher Texte formulierte Definition von Noah Bubenhofer sein, demzufolge ein Textmuster „eine Wortform, eine Verbindung von Wortformen oder eine Kombination von Wortformen und nichtsprachlichen Elementen, also ein Zeichenkomplex, der als Vorlage für die Produktion weiterer Zeichenkomplexe dient“, darstellt, „dabei aber von gleicher Materialität ist, [sic] wie die daraus entstehenden Zeichenkomplexe“ (2009: 23). Untersucht werden könnte auch, welche Textkonventionen es gab und welches Textmusterwissen bei der Produktion und Rezeption abgerufen werden konnte (vgl. z. B. Fix 1999: 16). Ermitteln ließe sich das mittels Analyse und Vergleich einzelner Textexemplare, aber auch über Muster- und Formularbücher, Briefsteller und andere Sprachratgeber. Damit verbunden sind Fragen, was einen Text zu einem ‚guten‘ Text macht (Fix 2008).
Erbeten werden synchron oder diachron ausgerichtete Beiträge zu älteren Sprachständen des Deutschen. Für die Vorträge sind 20 Minuten (+ 10 Minuten) oder 30 Minuten (+ 15 Minuten Diskussion) vorgesehen. Eine möglichst zeitnahe Anmeldung mit (Arbeits-)Titel wäre wünschenswert, spätestens aber bis zum 15.02.2023; ein Abstract erbitten wir bis zum 15.04.2023.
Veranstaltungsort: Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Veranstaltungskoordination: Prof. Dr. Claudia Wich-Reif (claudia.wich-reif@uni-bonn.de)
Literatur
Bubenhofer, Noah (2009): Sprachgebrauchsmuster. Korpuslinguistik als Methode der Diskurs- und Kulturanalyse (Sprache und Wissen 4). Berlin/New York.
Fix, Ulla (1999): Textsorte – Textmuster – Textmustermischung. In: Pérennec, Marie-Hélene (Hg.): Textlinguistik: An- und Aussichten. Cahiers d‘études Germaniques. Lyon u. a., 11–26.
Fix, Ulla (2008): Ansprüche an einen guten (?) Text. In: Aptum. Zeitschrift für Sprachkritik und Sprachkultur 4/1, 1–20.
Glaser, Elvira: Die textuelle Struktur handschriftlicher und gedruckter Kochrezepte im Wandel. Zur Sprachgeschichte einer Textsorte. In: Große, Rudolf/Wellmann, Hans (Hg.): Textarten im Sprachwandel – nach der Erfindung des Buchdrucks. Heidelberg, 1996, 225–249.
Habermann, Mechthild (2012): Leichenpredigten des 17. Jahrhunderts im konfessionellen Kontext. In: Macha, Jürgen/Balbach, Anna-Maria/Horstkamp, Sarah (Hg.): Konfession und Sprache in der Frühen Neuzeit. Interdisziplinäre Perspektiven ((Studien und Texte zum Mittelalter und zur frühen Neuzeit 18). Münster, 63–84.
Wich-Reif, Claudia (2019): Nicht private (offizielle) und private (nicht offizielle) Briefe um 1500. In: Simmler, Franz/Wich-Reif, Claudia (Hg.): Textsorten und Textallianzen um 1500. Handbuch Teil 2 in 2 Teilbänden. Bd. 1: Historiographische und rechtsgeschichtliche Textsorten und Textallianzen um 1500 (Berliner Sprachwissenschaftliche Studien 21.1). Berlin, 293–348.